Offener Brief an OB Deffner / FLZ

Betreff: Offener Brief zum Beschluss über die Baumaßnahmen im Theater Ansbach und dessen inhaltliche Ausrichtung

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Deffner,

im Rahmen der kürzlich gefassten Beschlüsse des Schul- und Kulturausschusses sowie des Bauausschusses zur baulichen Sanierung unseres Theaters Ansbach möchten wir unsere Sichtweise und unsere Anliegen deutlich zum Ausdruck bringen. Zunächst danken wir Ihnen herzlich für die Entscheidung zur Sanierung des großen Saals. Diese Maßnahme ist ein wichtiger Schritt, um die kulturelle Infrastruktur unserer Stadt langfristig zu sichern. Dabei möchten wir ausdrücklich anerkennen, dass es sich bei dem Gebäude, in dem sich der betroffene Saal befindet, um ein Eigentum der Stadt Ansbach handelt, das an die Genossenschaft Theater Ansbach verpachtet ist. Umso begrüßenswerter ist es, dass die Stadt den baulichen Missstand in ihrem eigenen Gebäude nun behebt und damit Verantwortung für die räumlichen Rahmenbedingungen der kulturellen Arbeit übernimmt. Gleichzeitig möchten wir auf Punkte innerhalb des Beschlusses hinweisen, die die zukünftige Zusammenarbeit zwischen der Genossenschaft Theater Ansbach und der Stadt betreffen. Insbesondere die Formulierungen in Punkt b („Kriterien zu Kooperationen mit anderen Kultureinrichtungen“) und Punkt c („Kulturvermittlung der kulturhistorischen Rokoko-Festspiele ab 2026“) sind für uns von besonderer Bedeutung. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Themen stark von unseren wirtschaftlichen und personellen Möglichkeiten abhängen. Zudem wurden die damit verbundenen Kosten seitens der Stadt bisher nicht transparent übermittelt, was eine fundierte Planung erheblich erschwert. Darüber hinaus betreffen diese Fragen zahlreiche Akteure, die sich seit langem für die Rokoko-Festspiele engagieren.

Neben dem Heimatverein Ansbach, der seit 75 Jahren die Rokoko-Festspiele maßgeblich gestaltet, ist auch das Theater Kopfüber zu nennen, das kindgerechte Angebote zu Rokoko entwickelt und damit einen wertvollen Beitrag leistet. Wir möchten außerdem die besondere Bedeutung des Stadt- und Jugendblasorchesters hervorheben, das sich in herausragender Weise in die kulturellen Aktivitäten der Rokoko-Festspiele einbringt.

Das Orchester verfügt über ein außergewöhnliches Repertoire und leistet damit einen bedeutenden musikalischen Beitrag zu diesem Event. Das Erleben des kulturhistorischen Events „Rokoko“ wird durch verschiedenste Akteure getragen, die alle eine wichtige Rolle spielen. Sie haben über viele Jahre hinweg Expertenwissen aufgebaut und gepflegt. Diese vielfältigen Initiativen und Gruppen wurden jedoch bislang nicht in die aktuellen Beschlussfassungen einbezogen. Es ist dringend erforderlich, alle relevanten Akteure in einen offenen Dialog einzubeziehen, um gemeinsam eine tragfähige Strategie für die Zukunft zu entwickeln.

Das Theater Ansbach arbeitet seit jeher in Kooperation mit Partnern und ist als Genossenschaft eigenständig organisiert. Es entscheidet unabhängig und ohne Einflussnahme Dritter. Ebenso möchten wir betonen, dass wir nicht unüberlegt Aufgaben übernehmen können oder wollen, deren Realisierbarkeit für uns unklar ist oder die außerhalb unseres Erfahrungshorizonts liegen.

Unser zentrales Anliegen ist es daher, alle relevanten Akteure– die Stadt, die Genossenschaft, den Heimatverein, das Blasorchester, das Theater Kopfüber sowie weitere Partner – an einen Tisch zu bringen, um gemeinsam Ideen zu entwickeln und inhaltliche Fragen zu klären.

Wir bitten daher darum, die Beschlüsse zur Sanierung des Theaters auf die baulichen Maßnahmen zu beschränken, die unmittelbar mit den tatsächlichen baulichen Erfordernissen zusammenhängen. Inhaltliche Erweiterungen sollten ausschließlich im Einvernehmen mit der Genossenschaft im Rahmen bestehender oder neu zu verhandelnder Verträge erfolgen – nicht durch einseitige Beschlussfassungen. Zwar sieht die Beschlussvorlage Verhandlungen mit der Genossenschaft vor, doch werden damit bereits konkrete Ergebnisse vorausgesetzt.

Zum aktuellen Zeitpunkt steht die Genossenschaft nicht hinter den inhaltlichen Beschlussvorschlägen. Sie sind aus unserer Sicht unzureichend geklärt. Vor allem sind nicht alle Betroffenen eingebunden. Die Überlegungen kommen zudem zu einem Zeitpunkt, der das Theater – angesichts der anstehenden Sanierung, eines notwendigen Umzugs, personeller Engpässe sowie wirtschaftlicher Herausforderungen bei eingeschränkter Saalnutzung – zusätzlich belastet. In diesem Zusammenhang möchten wir darauf hinweisen, dass im Vorfeld der Stadtratsentscheidung ein gemeinsames Treffen zur Klärung der offenen Fragen mit der Stadt anberaumt war. Dabei sollte es vor allem um die Frage gehen, weshalb die Sanierung und die inhaltliche Ausrichtung gemeinsam beschlossen werden sollten. Deshalb sollte das Gespräch auch unbedingt vor der Stadtratsentscheidung stattfinden. Teilnehmen sollten an dem Gespräch unter anderem Vertreter der Hoch- und der Tiefbauabteilung. Diesen Termin hat die Stadtverwaltung am 21. Juli kurzfristig abgesagt – mit der Begründung, dass es in dem Gespräch darum gehen sollte, das unglücklich verlaufene Rokoko-Event zu besprechen. Eine Erklärung, warum dann Vertreter der Hoch- und Tiefbauabteilung da sein sollten und weshalb dann nicht auch Vertreter von Heimatverein und Stadt- und Jugendblasorchester eingeladen wurden, blieb aus. Sowohl die Genossenschaft als auch der Heimatverein vertreten die Auffassung, dass bei einer solchen Auswertung besonders die beteiligten Künstlerinnen und Künstler eingebunden sein müssen. Es macht ja keinen Sinn übereinander zu reden, wir müssen doch miteinander reden. Abschließend möchten wir betonen, wie wichtig es ist, die vielfältigen Initiativen und Akteure, die sich für das kulturhistorische Thema „Rokoko“ und das Kulturleben unserer Stadt im Allgemeinen engagieren, weiterhin zu fördern und in Planungen einzubeziehen. Nur durch gegenseitiges Verständnis und eine offene Zusammenarbeit kann die kulturelle Vielfalt und Identität unserer Stadt bewahrt und gestärkt werden.

Wir werben für ein Verständnis der Eigeninitiative von Kulturschaffenden und für die Bereitschaft, Kultur gemeinsam zu gestalten. Diese Zusammenarbeit sollte auf Augenhöhe stattfinden – nicht durch zentrale Steuerung Einzelner.

Im Namen von: Vorstand Genossenschaft Theater Ansbach Heribert Schmidt (ehemaliger Vorsitzender der Genossenschaft Theater Ansbach)
Prof. Dr. Ute Ambrosius (Vorsitzende des Aufsichtsrats der Genossenschaft, Teilnehmerin am Lenkungsausschuss im Actori Prozess)
Prof. Dr. Sibylle Gaisser (Mitglied des Aufsichtsrats der Genossenschaft, Teilnehmerin am Lenkungsausschuss im Actori Prozess)
Robert Arnold (Schauspielleiter am Theater Ansbach)
Sophie Weickert (Schauspielerin am Theater Ansbach)
Nicole Schneider (Schauspielerin am Theater Ansbach)
Vorstand Heimatverein Ansbach